Die Projektlaufzeit von afrika-hamburg.de war 2004/2005. Auf dieser Seite wird eine laufend aktualisierte Auswahl von Veranstaltungen, Texten und Publikationen vorgestellt. Im Archiv sind Fundstücke und bereits stattgefundene Projekte zu finden. Weitere Projekte zur Kolonialgeschichte und kolonialen Gegenwart: wandsbektransformance, away is a place, freedom roads!

afrika-hamburg.de
Postkoloniale Stadtrundgänge:
Information und Buchung für Gruppen

26.07.2023
Hamburg tut sich schwer mit seinem Bismarck-Riesendenkmal. Zivilgesellschaftliche Akteur:innen sowie die Communities der Schwarzen Menschen und People of Color protestieren seit 2020 gegen die unreflektierte, 10 Millionen Euro teure Aufhübschung des 34 Meter hohen Kolosses. Zu keiner Zeit bestand eine akute Einsturzgefahr, wie der Senat anlässlich einer Kleinen Anfrage der LINKE schließlich zugeben musste (Drucksache 22/3103/9.2.21). Viel Kritik brachte der Stadt auch die Restaurierung von Hakenkreuzen und völkischen Parolen aus der NS-Zeit im begehbaren Denkmalsockel, die mit zusätzlichen 32.000 Euro zu Buche schlägt. Anlässlich der anhaltenden Proteste sah sich Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda dazu veranlasst, einen "Störfaktor" zu versprechen, der die koloniale und antidemokratische Botschaft des Granitgiganten dekonstruieren sollte. Auf Einladung der Kulturbehörde folgten ab 2021 international besetzte Workshops und in diesem Jahr ein künstlerischer Wettbewerb für ein Gegendenkmal. Die Jury hat nun entschieden: Es wird kein Gegendenkmal geben. Keine der 78 Einreichungen hätte, wie es heißt, den "Anforderungen" entsprochen, deshalb müssten eine bloße Infotafel vor Ort und "Vermittlung" ausreichend sein. Dieses magere Ergebnis des zuvor aufwändig inszenierten Wettbewerbs überrascht jedoch nicht, ist doch der ab 2018 versprochene "stadtweite" Dekolonisierungsprozess allenthalben ins Stocken geraten.
Starke Bilder brauchen starke Gegenbilder, insbesondere an Erinnerungsorten, die schon immer rechtsgesinnte Kreise angezogen haben. Wie beim Wiederaufbau des Kaiserschlosses für das Humboldt Forum in Berlin und der Garnisonskirche in Potsdam, dürfen sich Ewiggestrige nun auch in Hamburg auf die auf Hochglanz polierte Rückkehr des Preußentums freuen. Leider wurde damit die Chance verschenkt, ein Nachdenkmal, also die Infragestellung der althergebrachten Botschaften des Hamburger Bismarck-Denkmals, zu kreieren. Eine wahre Schlappe für demokratische Erinnerungskultur.
Alle 78 Gestaltungsvorschläge werden ab heute bis 14.8.2023 in der Ausstellung Bismarck Neu Denken im Museum für Hamburgische Geschichte gezeigt; die acht Entwürfe der zweiten Wettbewerbsphase voraussichtlich auch länger. Aus der Endrunde des Wettbewerbs sei an dieser Stelle eine Einreichung vorgestellt: ZUTEXTEN. Anschlag einer resilienten Welt; dazu der Erläuterungstext.

25.07.2023
ENDLICH! Erster Schritt zur Umbenennung von drei kolonial belasteten Straßennamen in Hamburg-Nord ist getan: Louisa Kamana, Cornelius Fredericks und Jagodja sind die neuen Namen. Die Bezirkspolitik beschließt: Woermannsweg, Woermannstieg und Justus-Strandes-Weg in Ohlsdorf werden umbenannt.

02.06.2023
Hagenbecks rassistische "Völkerschauen" mit samischen Darsteller:innen? Eine der größten Museumssammlungen samischer Artefakte in Deutschland? Wie verbindet sich Hamburgs Kolonialgeschichte mit der kolonialen Erfahrung im europäischen Norden? In der Ausstellung SPEAKING BACK. Decolonizing Nordic Narratives im Kunsthaus Hamburg (3.6. ­ 1.10.2023) zeigen samische und finnische Künstler:innen ihre Arbeiten, die sich gegen Rassismus, Raub von Kulturgut, Landnahme und Vertreibung positionieren. Dabei visualisieren sie auch Möglichkeiten und Strategien von Widerstand, Perspektivwechsel und Selbstermächtigung.

14.01.2023
"Vermögen kann bisweilen durch schimpfliche Mittel erlangt werden." Ein dekolonialer Blick auf das Blücher-Denkmal in Hamburg-Altona
Ein Team von Historiker:innen wurde beauftragt, neue Tafeltexte für Erinnerungsorte im Bezirk zu schreiben. Im Kulturausschuss sorgte eine CDU-Vertreterin für ein erinnerungskulturelles Debakel, als sie kolonialkritische Textstellen strich, so auch im Tafeltext für das Blücher-Denkmal. Hier eine Richtigstellung und historische Einbettung.

15.11.2022
Historiker:innen kritisieren: Kulturausschuss in Hamburg-Altona betreibt Erinnerungspolitik wie in der Kaiserzeit! 2014 beschloss der Hamburgische Senat eine stadtweite Dekolonisierung. Dabei sollen auch kolonial oder antidemokratisch belastete Denkmäler im öffentlichen Raum kritisch hinterfragt und kommentiert werden. Am Kulturausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Altona scheinen all diese städtischen Diskurse aber spurlos vorüber gegangen sein. Stattdessen wird postkoloniale Kritik an den ehernen Kolonialakteuren auf Sockeln zensiert.
Pressemitteilung >

25.10.2022
Die Masterarbeit von Klara Niemann setzt sich fundiert und mehrschichtig mit denkmaltheoretischen und künstlerischen Ansätzen, der Objektgeschichte und Bildsprache des Hamburger Wissmann-Monuments auseinander: Wissmann wir kommen >

27.04.2022
Apologetisches Wissmann-Gedenken stoppen!
Der "SPIEGEL" bezeichnet Bad Lauterberg als "Hotspot der Wissmann-Heroisierung". Die "Harzwoche" fragt: "Welches Bild entsteht von der Stadt (...), die ein wichtiger Harzer Kur- und Tourismusort ist, (...) wenn die Straße nach Wissmann benannt bleibt und er dadurch weiterhin geehrt wird?" Zweiunddreißig zivilgesellschaftliche Initiativen im bundesweiten Decolonize-Bündnis fordern nun vom Bad Lauterberger Bürgermeister, das Wissmann-Denkmal zu demontieren und die nach dem Kolonialverbrecher benannte Hauptverkehrsachse umzubenennen. Doch die Stadtverwaltung verhüllt sich im Schweigen.
Schreiben der Initiativen an die Stadtverwaltung Bad Lauterberg >
Pressemitteilung des Decolonize-Bündnisses >

17.02.2022
Frisch vom Druck
Hannimari Jokinen / Flower Manase / Joachim Zeller (Hrsg.): STAND UND FALL. Das Wissmann-Denkmal zwischen kolonialer Weihestätte und postkolonialer Dekonstruktion, Metropol Verlag Berlin 2022, 194 Seiten, ISBN: 978-3-86331-614-3, Print EUR 20; e-book EUR 16, nominiert für den Literaturpreis HamburgLesen 2022 der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Im Sommer 2020 kam es zu Antirassismus-Protesten der weltweit aktiven Black Lives Matter-Bewegung, verbunden mit dem Sturz zahlreicher - meist kolonialer - Denkmäler. Dadurch rückte hierzulande die Geschichte des deutschen Kolonialismus und seiner Monumente einmal mehr ins öffentliche Bewusstsein. Kolonialdenkmäler zu stürzen ist freilich kein neues Phänomen. So rissen Studierende im Jahr 1968 das vor der Hamburger Universität stehende Denkmal für Hermann von Wissmann nieder. Die Geschichte dieses Memorials zeigt, wie konfliktreich der Umgang mit dem Erbe des Kolonialismus ist. Die Beiträge dieses Buches zeichnen den Wandel des Denkmalensembles von einer kolonialen Weihestätte hin zu einem postkolonialen Debatten-Mahnmal nach. Dabei richtet sich der Fokus auch auf die Erinnerungskulturen und -orte im heutigen Tansania. Das Buch ist an der Schnittstelle zwischen historischer Forschung sowie künstlerischer, aktivistischer und erinnerungskultureller Auseinandersetzung mit solchen überkommenen kolonialen Zeichen im öffentlichen Raum verortet. Nicht zuletzt wird die Frage nach dekolonialen Erinnerungskonzepten für einen angemessenen Umgang mit den Hinterlassenschaften des Kolonialzeitalters aufgeworfen.
Aus dem Inhalt >

13.1.2022
"Symbolfigur für alle Zugewanderten"?
Zur Um/Benennung des Emily-Ruete-Platzes
in Hamburg-Uhlenhorst
Im Frühjahr 2019 wurde im Neubaugebiet Finkenau-Quartier im Stadtteil Uhlenhorst der Emily-Ruete-Platz eingeweiht. Doch die Namensgeberin war nicht nur Profiteurin des ostafrikanischen Menschenhandels. Sie verharmloste diesen auch noch in ihrem späteren Leben in Deutschland. Nach unserem Protest wurde die Benennung im Juli 2021 rückgängig gemacht. Allerdings hängen die alten Straßenschilder immer noch.

20.6.2020
Dekolonisierung des öffentlichen Raums in Hamburg:
Das weltgrößte Bismarck-Denkmal ist auch ein Kolonialdenkmal
Zur Zeit wird der Koloss für 9 Millionen Euro saniert und geputzt. Doch was wird hier aufgehübscht, wer kommt zu neu strahlenden Ehren, wofür werden eigentlich Bäume gekürzt und neue Sichtachsen geschaffen? Als der Kaiser seinerzeit verkündete, dass "unsere Zukunft auf dem Wasser" liege, wurde das gigantische Denkmal programmatisch als "die Wacht nach dem Weltmeer" errichtet. Wie kein anderes Memorial steht die mächtige Steinfigur für den Dank der Hamburger Kaufmannselite für die Gründung der Kolonien bei der Berliner Afrika-Konferenz 1884/1885, für den Freihafen und für kräftige preußische Finanzspritzen bei der Hafenerweiterung. So liest sich auch die Liste der Großspender wie ein Who is Who der hanseatischen Koloniallobbyisten. Heute gilt es, kolonial belastete Symbole im Stadtraum zu erforschen, auf sie aufmerksam zu machen und sie in ihrem herrschaftlichen Gestus und ihren hartnäckigen Mythen zu brechen. Die Initiative Decolonize Bismarck fordert einen Baustopp, ein Moratorium und einen anderen Umgang mit dem Denkmal. Es bedarf einer breiten zivilgesellschaftlichen Beteiligung und Debatte, vor allem müssen die Nachkommen der Kolonisierten maßgeblich beteiligt werden.
Initiative Decolonize Bismarck
Arbeitspapier 1 Seite
Arbeitspapier 4 Seiten
Liste der Großspender

27.12.2018
Am 25. November 2018 jährte sich zum hundertsten Mal das Ende des deutschen Kolonialreichs in Afrika. Aus diesem Anlass trafen sich in Berlin Organisationen der Schwarzen und afrikanischen Communities sowie postkoloniale Initiativen. Das bundesweite Netzwerk verabschiedete eine gemeinsame Erklärung zur Dekolonisierung der Erinnerungskultur, die an die Bundesregierung, die Bundesländer und Kommunen adressiert ist. Erklärung >
 
100 years ago, on the 25th of November 1918, Germany lost its colonies in Africa. On this occasion, organisations of Black and African communities as well as postcolonial NGOs met in Berlin to adopt a germany-wide declaration for decolonizing the memory culture. Our joint declaration is addressed to the federal government, the federal states as well as the municipalities. Declaration >
 
Le 25 novembre 2018, 100 ans se sont écoulés depuis que Allemagne a dû abandonner ses colonies en Afrique. A cette occasion, les organisations de Noires et africaines ainsi que les initiatives postcoloniales se sont réunies à Berlin. Le réseau national a adopté une déclaration commune sur la décolonisation de la culture du souvenir adressée au gouvernement fédéral, aux états fédéraux et aux communes. Déclaration >

4.7.2018
Model vor düsterer Landschaft
Anmerkungen zum fotografischen Werk von Marc Erwin Babej
Ob Super-GAU oder Kriegsverbrechen, mit schönen Frauen und großer Geste inszeniert Babej seine Bilder vor schicksalhafter Kulisse. In seiner Ausstellung Unser Afrika zeigt er nun Aufnahmen entlang der Topografie des Genozids an den OvaHerero und Nama. Seine Darstellerinnen platziert er als soldatische "Täterinnen" im Gelände. Die Opfer und ihr Widerstand bleiben ausgeblendet.
Die Ausstellung Unser Afrika bis 13. Juli 2018
8-19 Uhr in der Diele des Hamburger Rathauses.

13.5.2017
SANKOFA - ALTONA IN DER KARIBIK
Veranstaltungsreihe
Mai - September 2017
zur Erinnerung an den Verkauf der dänischen Karibikinseln an die USA vor 100 Jahren
Kartierung städtischer Spuren des transatlantischen Dreieckshandels mit versklavten Menschen
Künstler- und Museumsgespräche Literaturlesungen Ausstellungen Art Bike Tours postkoloniale Stadtrundgänge Kurzfilme Kinofilme

17.3.2017
Umbenennung der Wissmannstraße in Berlin
In deutschen Städten gibt es 20 den brutalen Kolonialgouverneur "Deutsch-Ostafrikas" Hermann Wissmann ehrende Straßen. Die Wissmannstraßen in Bochum, Stuttgart, Erfurt, Leipzig und Frankfurt/ Oder wurden bereits umbenannt. Obwohl bereits vor Jahren alle Parteien in der Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek die Umbenennung beschlossen hatten, schwenkten sie voreilig um, als sich eine kleine Bürgerinitiative von Anwohner_innen dagegen formiert hatte. Auch in Berlin-Neukölln fordern nun mehrere Initiativen die Umbenennung der Wissmannstraße. Aktuell sollen im Afrikanischen Viertel im Berlin-Wedding die Lüderitzstraße, Nachtigalstraße und Petersallee nach afrikanischen Persönlichkeiten im antikolonialen Widerstand umbenannt werden. Die Vorschläge für die neuen Namen kommen von einem vom Bezirk eingesetzten Gremium, in dem mehrheitlich Mitglieder der Communities beteiligt sind. Ganz anders in Hamburg, wo weiße Bezirkspolitiker_innen solche Entscheidungen unter Ausschluss der Nachkommen der Kolonisierten treffen.
Artikel in der taz Berlin "Umbenennung ist möglich"

27.7.2015
20 Jahre unkommentiert?
Der lange Weg zum angemessenen Umgang mit den NS-Kolonialdenkmälern in Hamburg-Jenfeld
2010 ist Hamburg eine Partnerschaft mit Dar es Salaam in Tansania eingegangen. 2014 hat sich die Stadt zur 'Aufarbeitung des kolonialen Erbes' verpflichtet. Wie kaum in einem anderen Stadtraum kristallisiert sich die postkoloniale Debatte auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kasernne in Hamburg-Jenfeld. Nach langen Jahren öffentlicher Auseinandersetzung um das NS-Kolonialdenkmalensemble zieht diese Zusammenfassung eine Bilanz des erinnerungskulturellen Umgangs mit dem problematischen Ort. Was sagt uns heute das Denkmalensemble, wie ist seine ursprüngliche Botschaft zu verstehen, wie die historische Einbettung? Welche Denkmalrezeptionen gab/gibt es? Was ist in den Denkmälern zu entdecken, wie korrespondieren diese Details mit historischen Bildern? Wer hat am Konzept mitgewirkt, wie wurde verhandelt? Welche Positionen wurden übersehen, wie wurde mit Kritik umgegangen? Was sind die Pläne für den Ort, wer wird beteiligt?

12.6.2015
Kunst und Hamburgs Kolonialgeschichte in Berlin
Mit der Abschlussausstellung und Fachtagung 'Mission erfüllt? Kulturagenten weiter denken' will das erfolgreiche Modellprogramm 'Kulturagenten für kreative Schulen' Bilanz ziehen. Kunstschaffende realisierten bundesweit über 1000 spannende Kunstprojekte an 138 Schulen. 11 dieser Projekte sind nun für die Berliner Ausstellung ausgewählt, darunter diejenigen, die HMJokinen und Annika Unterburg an der Stadtteilschule Eidelstedt realisierten: Weiße Flecken der Erinnerung (2013), Verlorene Körper (2014) und Von Okeaniden und Orientalinnen (2015). Die Künstlerinnen waren von den Kulturagentinnen Julia Strobel und Andreja Dominko zum Unterrichtsprofil 'Macht der Bilder' eingeladen. Im Geschichtsunterricht (Peter Hoffmann, Daniel Baum) beinhaltete das Konzept postkoloniale Stadtrundgänge, eigene Stadtraumforschung, Bildvorträge und Diskussionen zu den Themen Kolonialgeschichte, antikolonialer Widerstand, Geschichte und Gegenwart des Rassismus, Flüchtlingspolitik u.a. und im Kunstunterricht (Julia Sonntag, Justyna Orzechowska) Dekonstruktion von noch heute wirkmächtigen kolonialen (Medien)Bildern sowie Vorstellung von verschiedenen künstlerischen Methoden zur Umsetzung eigener künstlerischer Ideen. Die Schüler_innen setzten diesen Diskurs um in spannenden Forschungsbüchern, Zeichnungen, Performances, Installationen und Filmen, von denen eine Auswahl nun in der Berliner Ausstellung zu sehen sein wird.
Tagung 'Mission erfüllt?'
Ausstellung 21.6. - 5.7.2015, Spreeviera Galerie, Berlin
Projektdokumentation Weiße Flecken der Erinnerung, künstlerische Forschungsbücher

10.6.2015
Bismarck - Berg oder Kolonialdenkmal?
Alpines Lokalkolorit in Hamburg: die Künstlergruppe Steinbrener/Dempf & Huber aus Österreich hat sich im Flachland auf die Suche nach Bergspitzen gemacht. Für die Installation 'Capricorn Two' postierten die Künstler eine Steinbockskulptur auf den steinernen Haupt des weltweit höchsten Bismarckdenkmals - um nach eigenen Aussagen den "Bismarck-Kult ironisch und subversiv zu unterwandern". Ist die eingebaute Subversionsabsicht tatsächlich gelungen? Unter der Überschrift (K)ein Bock auf Bismarck charakterisiert die Journalistin Anke Schwarzer das Gewerk schlicht als "harmlose Verhohnepiepelung", das bestenfalls kurzfristig "für etwas Schmunzeln sorgt".
Aus gewichtigeren Gründen ist das Bismarckdenkmal seit Wochen im Gespräch: für 13 Millionen Euros soll die Megaskulptur mit dem umliegenden Alten Elbpark saniert werden. "Eine inhaltliche Debatte über den Umgang mit diesem Denkmal ... bleibt leider weitgehend aus", kommentiert Schwarzer, dabei läge es nahe, "sich mit Bismarcks Rolle beim Ausbau des Deutschen Reiches zur Kolonialmacht zu beschäftigen." Doch nicht nur im Reich, auch und insbesondere in Hamburg stand Bismarck in engem Kontakt mit den Lobbyisten der Kolonialkaufmannschaft, und er selbst verdiente kräftig mit am kolonialen Schnapshandel. Nach Wunsch der Denkmalsetzer von 1906 sollte "der Wächter am Tor zur Welt" "einen stolzen Ausblick aus dem Mittelpunkte der Stadt in den Weltverkehr" bieten. Die Namensliste der Spender und des Denkmalkomitees liest sich denn auch wie ein 'Who is who' der Hamburger Kolonialhandelsherren.
Eigentlich hatte sich Hamburgs Senat gerade 'Zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes' verpflichtet, doch die Bedeutung des Steinkolosses als Kolonialdenkmal scheint in den Politikerköpfen beinahe vergessen. Wie kann also der Riesen-Bismarck in Form und Inhalt gebrochen werden? Als ein Haufen Steinbrocken?
Bismarcks (Schnaps)rolle in den deutschen Kolonien
Rede zum Ersten Mai 2015 von HMJokinen

29.4.2015
Kolonialschick sells - über Kolonialwaren, Designerbrillen und eine bronzene Kaffeebohne
Promis kaufen Brillen der Edelmarke 'Hamburg Eyeware'. In der 'Heimathafen'-Kollektion tragen die angesagten Sehhilfen Namen der Schiffe der Hamburger Reeder- und Kolonialkaufmannsfamilie Laeisz. Wie verkaufsfördernd wirkt kolonialnostalgische Werbestrategie auf weißeuropäische Konsument_innen? Und welche Gefühle erweckt die wiederholte Erinnerung an Kolonialhandel und Ressourcenraub bei Migrant_innen und diasporischen Communities?

14.2.2015
"Mein Schiff" (Lampedusa)
Die einen buchen eine Mittelmeer-Kreuzfahrt auf der 'Wohlfühlflotte' all inclusive, Kostenpunkt: 1295,-- Euro. Die anderen legen ein Mehrfaches hin für one way in einem altersschwachen Kahn von Afrika nach Europa. Am vergangenen Sonntag erfroren und ertranken 324 Menschen auf der Flucht in der See zwischen Tunesien und Lampedusa, eine Folge europäischer Sparpolitik bei den Rettungsmaßnahmen. Die Havarierten - unter ihnen viele Minderjährige - kamen aus Mali, Senegal, Elfenbeinküste, Gambia, Niger, Mauretanien und Elfenbeinküste. Wie weit auseinander klaffen die Welten, die sich auf den Wellen treffen? Auf den Plakaten der stadtweiten Werbeaktion eines Reiseveranstalters wurde realitätsnah nachgeholfen > Bildmontage

24.10.2014
Konkurrenz der Erinnerungspolitiken
Lampedusa gedenkt der Bootshavarie vor einem Jahr. Innenansichten von der Insel
von HMJokinen

350 Jahre Altona
Postkolonialer Stadtrundgang
"... aus Baltimore Toback,
aus Surinam Kaffee, aus Afrika Gummi"*
Auf Altonas kolonialen Spuren
Prächtige Elbparks, herrschaftliche Villen, repräsentative Kontorhäuser, rentable Manufakturen und einträgliche Schiffswerften gehörten zur Lebenswelt der global agierenden Kaufmänner und Merchant Bankers in Altona. Wir begeben uns auf die Spuren der großbürgerlichen Kolonialhandelsherren. Wir werfen einen prüfenden Blick auf Warenströme und Handelsbilanzen ebenso wie auf die Biographien zwischen hochtönenden Revolutionsideen hier und skrupellosen Geschäftspraktiken in Übersee. Wir spüren den Schicksalen derjenigen nach, die dabei kolonisiert wurden. Wir lernen einen chinesischen Restaurantbesitzer kennen, zwei kamerunische Prinzen und einen jüdischen Anwalt, die in Altona gegen das koloniale Unrecht kämpften. Die Route führt über die Königsstraße zur Palmaille, eine der ältesten Straßen der Stadt. Wir hören Geschichten von den Arbeitswelten am Elbufer, den Parklandschaften am Elbhang, wir betrachten die Chiffren des Altonaer Rathauses und studieren die verwitterten Grabsteine auf dem historischen Friedhof an der Christianskirche.
Sonntag 24. August 2014 14 Uhr
vor dem Laden des Zigarrenmachers,
Alte Königstr. 5 (nahe S-Königstraße)
Dauer: 2,5 Stunden
Teilnahme: EUR 7, ermäßigt EUR 5
Tour mit: HMJokinen
Veranstalter:
Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL
Initiative freedom roads!
afrika-hamburg.de
Jahresprogramm 2014
Hafenrundfahrten & Stadtrundgänge
Kolonialismus, Migration und Globalisierung
 
* Zitat Caspar Voght, Kaufmann (1752-1839)

9.7.2014
Fehlstart in der Erinnerungskultur
Der Hamburger Senat hat gestern in Grundzügen ein geplantes Erinnerungskonzept zur Aufarbeitung der städtischen Kolonialgeschichte vorgestellt. Grundsätzlich begrüßen die Verbände Schwarzer und afrikanischer Menschen sowie postkoloniale Initiativen dieses bundesweit erste Konzept zur Aufarbeitung der kolonialen Stadtgeschichte, das sie selbst initiiert und seit Jahren eingefordert haben. Zugleich protestieren sie mit Nachdruck gegen den nicht hinnehmbaren Ausschluss ihrer Vertreter_innen aus der Entwicklung dieses Konzepts.
Pressemitteilung "Fehlstart in der Erinnerungskultur" >
Stellungnahme des Senats an die Bürgerschaft >
Pressemitteilung des Senats >

19.4.2014
Die Charta von Lampedusa (kurze Version; pdf 9 MB)
wurde Anfang 2014 bei einem europaweiten Treffen auf der Insel Lampedusa gemeinsam formuliert und verabschiedet. Die gegenwärtige Migrationspolitik produziert Ungleichheit und Ausbeutung. Die Charta von Lampedusa fordert ein Umdenken. Eine solche Kehrtwende beginnt mit dem Aufbau einer alternativen Vision: Freiheit und Lebensperspektiven für alle Menschen, unabhängig von Nationalität und Herkunft.
Druckversion Deutsch
 
The Charter of Lampedusa (short version; pdf 7 MB)
was collectively written in the beginning of 2014 during a Europe-wide meeting on the island of Lampedusa. Current migration policies foster global inequality and exploitation. The Charter of Lampedusa requires a rethinking. Such a U-turn begins with the construction of an alternative vision: freedom and right to self-determination for all regardless of one's nationality or place of birth/residence.
Print version English
 
La Charte de Lampedusa (version courte; 9 MB)
a été rédigée et adoptée le Janvier/Février 2014 à Lampedusa au cours d’un rassemblement. La politique migratoire actuelle encourage l'inégalité et l'exploitation globale. La Charte de Lampedusa exige un changement qui commence par la construction d’une vision alternative: liberté et perspective d’autodétermination pour tous, indépendamment de la nationalité et de l’origine.
Version francais imprimable

10.4.2014
Schulprojekt
Indigo und Zucker, Palmöl und Kautschuk -
Harburg Postkolonial, vier Performances
Eine 7. Klasse der Goethe Schule Harburg begab sich auf historische Spurensuche in der Stadt und im eigenen Stadtteil. Mit viel Elan und Spielsinn entwickelten die SchülerInnen Performances zu den Kolonialwaren, die einst in Harburg im großen Stil verarbeitet wurden. Vor der Blaufärberei, dem 'Kaufhaus', der Palmöl- und Salpeterfabrik in Harburgs historischen Zentrum sowie in der Schule kamen ihre Performances zur Aufführung.

2.4.2014
Die Wahrnehmung des Anderen: Postkoloniale Zugänge - ein Forschungsprojekt des Fachbereichs Geschichte der Universität Hamburg mit dem Völkerkundemuseum
Im kommenden Sommer- und Wintersemester laden Prof. Jürgen Zimmerer und Prof. Thorsten Logge Studierende ein, sich mit einzelnen Exponaten im Völkerkundemuseum postkolonial auseinander zu setzen. Dabei wird ein Museumsguide mit Apps entwickelt werden, der den BesucherInnen einen differenzierteren Blick auf die Objekte, ihre Herkunft und Erwerbungsgeschichte ermöglichen soll. Den Schwerpunkt werden die Abteilungen Afrika und Südsee bilden. Ob neben Herkunfsforschung auch Fragen der Rückgabe von kolonialem Raubgut konkret Forschungsgegenstand werden, ist noch nicht geklärt. Ideengebend für diese Kooperation war nach Aussage des Museums die Veranstaltung "Kolonialismus im Kasten?" im Rahmen der freedom-roads!-Ausstellung 2013 im Kunsthaus Hamburg, bei der die HistorikerInnen Susann Lewerenz und Dörte Lerp einen mit weiteren Wissenschaftlerinnen in Eigenregie entwickelten kritischen Audioguide für das Berliner Deutsche Historische Museum vorstellten.
Das Hamburger Völkerkundemuseum hat sich nun auch vorgenommen, die eigene Museumgeschichte kritisch unter die Lupe zu nehmen. Könnte ein mögliches Studierobjekt etwa die Büste in der Eingangshalle sein (s. Bild), mit der noch immer Georg Thilenius, der erste Direktor des Hauses, gewürdigt wird? Thilenius gehörte zu den Gründern des Kolonialinstituts (Vorläufer der Hamburger Universität) und wurde später zum bekennenden NS-Sympathisanten. Für Sammlungsexpeditionen, wie die Südsee-Expedition (1908-1910), die von Hamburger Kolonialhandelsherren finanziert wurde, forderte Thilenius, die Kolonisierten selbst zum Gegenstand der Forschung zu machen, denn der "Eingeborene ist in den Tropen der Arbeiter der Weissen und wird gegenüber dem importierten stets der billigere sein." Für die Auswahl eines Expeditionsgebietes formulierte Thilenius 1905: "... dass das Volk reich an charakteristischen Eigenschaften, aber an Kopfzahl und kultureller Energie so schwach ist, dass nach der Ausbeutung für das Museum eine Wiederherstellung des früheren Kulturbesitzes ausgeschlossen bleibt." (S. Schupp: "Vom 'Nutzungswert des Eingeborenen'", In: H. Möhle: Branntwein, Bibeln und Bananen, 1999, S. 107-108) Thilenius' Mitarbeiter, darunter einige Expeditionsteilnehmer, ebenso seine Nachfolger auf dem Lehrstuhl entwickelten eine ausgesprochen rassistische Völkerkunde nach NS-'rassehygienischen' Prinzipien.

Black Box: Lampedusa, Hamburg und die Kunst Symposium
Donnerstag, 16. Januar 2014 13 bis 20 Uhr
Aula Hochschule für bildende Künste Hamburg
Lerchenfeld 2, Hamburg
Eintritt frei
Die 'Lampedusa'-Flüchtlingssituation wirft viele Fragen auf: Inwiefern ist sie als Wiederkehr historischer und aktueller Verflechtungen Hamburgs / Deutschlands / Europas mit dem 'dunklen' Kontinent zu verstehen ? Was sagen Experten aus historischer, juristischer, film- und kulturwissenschaftlicher Perspektive dazu? Welche künstlerischen Initiativen zur Hamburgischen Kolonialgeschichte gibt es bereits in der Stadt? Was bedeutet sie für eine Kunsthochschule und ihre Möglichkeit ästhetisch-politischer Intervention?
Studienschwerpunkt Theorie und Geschichte der Hochschule für bildende Künste Hamburg
Programm >

29.01.2014
Jessica Köster, ehemalige Schülerin der Stadtteilschule Eidelstedt in Hamburg, ist Trägerin des Bertini-Preises 2013. "Samson Didos Tagebuch" ist ihre fiktive Beschreibung der Erlebnisse während einer realen Reise des kamerunischen Prinzen nach Deutschland. Die Kurzgeschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, wie Samson Dido mit seiner Familie 1886 in Hamburg ankommt, um vier Monate an den "Völkerschauen" des Zoobetreibers Carl Hagenbeck teilzunehmen. Mit viel Empathie spürt Jessica Köster den Empfindungen des gebildeten Besuchers nach, der sich in seiner Würde verletzt fühlt, wenn er etwa vor gaffenden Zoobesuchern Showeinlagen tanzen muss oder wenn der Berliner Arzt Virchow seinen Körper vermessen will. Die Schülerin war Teilnehmende des Projekts Weiße Flecken der Erinnerung, das sich auf die Suche nach kolonialen Spuren im Hamburger Stadtraum begab. Die künstlerischen Werkbücher der Eidelstedter Schulklasse sind zur Zeit in der freedom roads!-Ausstellung im Münchner Stadtmuseum zu sehen. Mit dem renommierten Hamburger Bertini-Preis werden junge Menschen ausgezeichnet, die sich für ein solidarisches Miteinander und gegen Rassismus und Ausgrenzung engagieren. Mit "Samson Didos Tagebuch" greift Jessica Köster ein neues Thema für den Bertini-Preis auf: Hamburgs Kolonialgeschichte.
NDR-Kurzfilm "Gegen weiße Flecken ankämpfen"
(2 Min.)
Interview mt Jessica Köster im Hamburg Journal
(ab Min. 11:15)

1.12.2013
Wanderausstellung
freedom roads!
koloniale straßennamen
postkoloniale erinnerungskultur
Geschichte, Kunst und Beteiligung
Nach Stationen in Berlin und Hamburg ist die durch Beteiligung Vieler "wachsende" Ausstellung aktuell im Münchner Stadmuseum bis 23.2.2014 zu sehen: im Rahmen von DECOLONIZE MÜNCHEN mit einem umfangreichen Begleitprogramm

12.8.2013
Schulprojekt Weiße Flecken der Erinnerung
Eine Klasse der Stadtteilschule Eidelstedt hat sich im Stadtraum auf die Suche nach verschütteten Spuren der Kolonialgeschichte Hamburgs begeben. Die SchülerInnen fertigten Forschungsbücher an, in denen koloniale Bilder dekonstruiert werden. Die Kunstbücher werden in der Ausstellung freedom roads! im Kunsthaus Hamburg (13.8. - 22.9.2013) gezeigt.

8.6.2013
Lampedusa in Hamburg - unter diesem Motto demonstrierten heute Geflüchtete aus Libyen für humanitäre Nothilfe, Unterkunft, medizinische Versorgung und Bleiberecht. Doch der Hamburger Senat bleibt stur.
> Bilder von der Demonstration

25./26.5.2013
Away is a place
Auf welchen Wegen gelangt ein Rechner des Bezirksamts Altona nach Ghana? Welche Rolle spielt Hamburgs Hafen beim illegalen Export von Elektroschrott? Wie unsere Ex-und-Hopp-Konsumgewohnheiten Mensch und Umwelt anderswo vergiften. Ein Augenzeugenbericht. > Mit dem Elektromüll nach Ghana, taz

30.1.2013
MOPO auf der Titelseite: Nach 106 Jahren - Bismarck macht schlapp! Fundament brüchig: Hamburgs größtes Denkmal in Gefahr
Das "peinvoll stilisierte Götzenbild" (Alfred Lichtwark) ist im Innern morsch und droht zu kippen. Die Reparaturkosten würden Millionen betragen. Doch warum überhaupt steht in Hamburg das wuchtigste aller Bismarck-Denkmäler, wo sich doch die Stadt mit dem Reichskanzler nie so richtig vertrug?
> mehr

22.1.2013
Hamburg-Wandsbek: Nichtregierungsorganisationen beantragen Umbenennung von Kolonialstraßen nach AfrikanerInnen 
Die Bezirksversammlung Wandsbek hat einstimmig die Umbenennung zweier Kolonialstraßen beschlossen. In einem eigenen Antrag begrüßen die Selbstorganisationen afrikanischer und Schwarzer Menschen und solidarische NROs die Entscheidung. Sie fordern nun die BV Wandsbek auf, die Straßen nach afrikanischen Persönlichkeiten umzubenennen, sodass der historische Bezug zur Kolonialgeschichte erhalten bleibt.
> der gemeinsame Antrag
> Pressemitteilung

25.11.2012
Von Stadt zu Stadt - Kolonialdünkel oder postkolonial erinnern?
In Amsterdam steht ein Abolitionsdenkmal, Liverpool eröffnete 2007 ein Slavery Museum zur kritischen Erinnerung an den transatlantischen Sklavenhandel. In diesem Jahr weihte Nantes ein Antisklaverei-Memorial und einen Erinnerungspfad sowie eine Ausstellung im Museum für Stadtgeschichte ein.
In Deutschland fordern seit Jahren Gremien der Schwarzen Menschen und zivillgesellschaftliche Organisationen einen kritischen Umgang mit Kolonialgeschichte vor Ort. Die postkolonialen Initiativen verabschiedeten im Herbst 2010 eine gemeinsame Resolution, die vom Deutschen Städtetag unterstützt als Empfehlung an die Städte verschickt wurde. Einige wenige der zahlreichen Straßennamen, die berüchtigte Kolonialeroberer ehren, wurden in den letzten Jahren umbenannt, weitere stehen in den Städten zur Debatte.
Lern- und Erinnerungsort in Berlin
Auf Forderung des Berliner postkolonialen Bündnisses beschloss das Bezirksamt Mitte 2011, aus dem Afrikanischen Viertel im Wedding einen Lern- und Erinnerungsort zu machen -> Hintergrund.
Interfraktioneller Antrag zur Erinnerungskultur in Freiburg
Seit langem arbeitet auch freiburg postkolonial in einem Bündnis lokaler Initiativen zusammen, um die Kolonialgeschichte der Stadt Freiburg zu erforschen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die engagierte Bildungsarbeit findet aktuell berechtigte Anerkennung in einem erstmalig fraktionsübergreifenden Antrag zur 'kritischen Aufarbeitung des kolonialen Erbes'. Dieser Antrag fordert die Verwaltung auf, den kolonialen Hintergrund der Ethnologischen Sammlung und des Museums für Stadtgeschichte zu beleuchten und schlägt die Errichtung eines postkolonialen Erinnerungsortes im Stadtraum vor.
Hamburg - ein Schlusslicht?
Die Stadt der überseeischen Handelsherren tut sich bis heute schwer mit einem kritischen Blick auf ihr koloniales Erbe. Keine Straße wurde bisher umbenannt, kein Gedenkort, kein Erinnerungspfad, keine Museumssammlung steht zur Debatte. Im Gegenteil: in der Hafencity feiert sich Hamburg ungebrochen und aller Kritik zum Trotz als Kolonialmetropole mit neuen Straßen- und Gebäudenamen.
Seit Jahr und Tag fordern WissenschaftlerInnen, Kunstschaffende und NGOs wie Black Community Hamburg, Arbeitskreis Hamburg Postkolonial, Eine Welt Netzwerk, CulturCooperation, Hafengruppe, St. Pauli Archiv u.a. einen angemessenen Umgang mit der belasteten Geschichte unserer Stadt. Ein taz-Interview mit der Künstlerin Jokinen.
Die GAL hatte im April 2012 einen 'Antrag auf 'Aufarbeitung des kolonialen Erbes' (Drucksache 20/3752) gestellt, der voraussichtlich im Januar 2013 im Kulturausschuss debattiert wird. Hoffentlich wird er nicht ebenso folgenlos bleiben, wie der GAL-Antrag von 2006 (Drucksache 18/3710) mit dem Titel 'Hamburgs Kolonialgeschichte - Erinnern, statt übersehen!'.

16.9.2012
Das Sklavenhändlerdenkmal in Dänemark
Der dänische König Friedrich VII ließ 1780 am Schloss Jaegerspris einen Park mit 54 Skulpturen zur Würdigung der prominenten Staatsmänner errichten. Dabei wurde auch Heinrich Carl Schimmelmann, dänischer Schatzmeister und transatlantischer Sklavenhändler, noch zu Lebzeiten mit einer Gedenkstele geehrt. Der Bildhauer Johannes Weidewelt gestaltete das Schimmelmann-Memorial mit einem geflügelten Merkurstab als Symbol des römischen Gottes der Händler und Diebe sowie mit zwei Füllhörnern voller Südfrüchte in Anspielung auf die immensen Reichtümer, die Schimmelmann überseeisch anhäufte. Schimmelmann baute Schlösser auch in Wandsbek und Ahrensburg. 2006 hatte der Bezirk Hamburg-Wandsbek zu Ehren des Menschenschinders eine neu gestaltete Büste in einer Grünanlage aufgestellt, die zu heftigen Protesten führte und deshalb schon nach zwei Jahren verschämt entfernt wurde. In Dänemark ist das Sklavenhändlerdenkmal unkommentiert geblieben. Eine Straße namens Schimmelmannsvej findet sich unweit von Kopenhagen.

9.8.2012
International Conference at the Hamburg University
Exchange with Ghana
September 20th - 26th, 2012
'Structures and Processes of Commemorating Cruelties in Academe and History Teaching. The commemoration of the Transatlantic Slave Trade and of the National Socialist Crimes in Comparison'
> program (pdf)

9.8.2012
Studierende am Institut für Geschichte, Universität Oldenburg, haben sich unter der Leitung der Ethnologin Yvonne Robel auf koloniale Spuren im Stadtraum begeben.
mehr> Oldenburg Postkolonial

8.6.2012
Der Bezirk Berlin-Wedding weiht eine Informationstafel zur Geschichte des 'Afrikanischen Viertels' ein. Doch bei der Einweihung der Stele kommt zu Protesten von Vertretern der Schwarzen Community. Kurzbericht des Historikers Joachim Zeller (am Ende des Seitentextes).

6.4.2012
Die GAL-Fraktion in Hamburg hat einen Antrag auf 'Aufarbeitung des 'kolonialen Erbes' ­ Neustart in der Erinnerungskultur unter Einbeziehung der Partnerschaft mit Daressalam' gestellt (Parlamentsdrucksache 20/3752 vom 4.4.2012). Darin fordert die GAL Senat und Bürgerschaft auf, die Umsetzung des sog. 'Geschichtsgartens' ('Tansania-Park') in Hamburg-Jenfeld einzustellen und das Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in ein stadtweites postkoloniales Gesamtkonzept einzubinden. Dabei soll endlich ein geschichtsdidaktisch und wissenschaftlich ausgearbeitetes Erinnerungskonzept unter Einbeziehung des gesamten Bau- und Denkmalensembles auf dem Kasernenegelände initiiert werden. Ferner ersucht die GAL zu überprüfen, inwieweit die eingelagerten Denkmalfiguren Hermann Wißmanns und Hans Dominiks sowie das 'Deutsch-Ostafrikaner-Ehrenmal" in Hamburg-Aumühle in ein solches Erinnerungskonzept einbezogen werden können. Damit greift die GAL die Idee eines 'park postkolonials' auf.
Auch der Arbeitskreis Hamburg Postkolonial hatte im November 2011 eine zeitgemäß-kritische Auseinandersetzung mit Hamburgs Kolonialgeschichte gefordert. Statt diese Debatte in die Bezirke zu delegieren, soll postkoloniales Erinnern eine gesamtstädtische Aufgabe werden. Zudem fordert der Arbeitskreis, dass das NS-koloniale Denkmalensemble mit den zwei Reliefs ('Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal') und den sieben Fassadenreliefs mit den Portraits der Kolonialoffiziere sowie mit weiteren Reliefs (Waffenabbildungen) wieder zusammengefügt werden. Denn nur so können vor Ort die erinnerungspolitischen Dimensionen des NS-Kolonialrevisionismus nachvollziehbar werden.
2003 hatte der Kulturkreis Jenfeld das Denkmalensemble auseinander gerissen. Die Reliefs ließ der Heimatverein in einen kleinen Park translozieren, der seit der inoffiziell-eigenmächtigen Eröffnung den ominösen Namen 'Tansania-Park' trägt. Seither sorgt der Park weit über Hamburgs Grenzen hinaus für Proteste. WissenschaftlerInnen und NGOs bundesweit fordern einen angemessen postkolonialen Umgang mit dem martialischen Denkmalensemble.
Das Denkmalschutzamt schreibt im Vermerk vom 8.5.2005: "Die Lettow-Vorbeck-Kaserne gehört mit ihrem reichen Bauschmuck [...] zu den wenigen Beispielen in Deutschland, an denen anschaulich dokumentiert werden kann, wie mit Hilfe der bildenden Kunst nationalsozialistisches Gedankengut in die Köpfe der Soldaten transportiert und ihre Kampfbereitschaft gestärkt werden sollte. Insbesondere aus wissenschaftlichen Gründen ist die Lettow-Vorbeck-Kaserne daher von großem Interesse."

6.4.2012
The Slave Business and Its Material and Moral Hinterlands in Continental Europe
Conference
International Slavery Museum, Liverpool
April 20-22, 2012
mehr >
Vortrag von Jokinen: The Slave Trader Heinrich Carl Schimmelmann and Cultures of Remembrance in Wandsbek: Vestiges, Myths and Protests

6.4.2012
afrika-hamburg.de went Africa 2
AWAY IS A PLACE
Zum zweiten Mal waren Kunstschaffende aus verschiedenen Ländern von der Kwame Nkrumah University of Science and Technology und der Nka Foundation nach Kumasi, Ghana eingeladen. Das 2011 Kumasi Biennial stand unter dem Motto 'Community Art in Focus'. Der US-Künstler Charlie Michaels und die in Hamburg lebende Künstlerin Jokinen boten KunststudentInnen und Postgraduierten den Workshop AWAY IS A PLACE an. Die Teilnehmenden wurden von den BewohnerInnen im Stadtteil Ayigya-Zongo herzlich willkommen geheißen und konnten intensiv mit ihnen zusammen arbeiten. Ausstellungen wurden sowohl im Stadtteil Ayigya als auch auf dem Universitätscampus präsentiert. Im Februar/März 2012 zeigte Jokinen ihre Arbeitsergebnisse in der Installation 'zongo. caravans of hope' im Kunsthaus Hamburg. mehr >

13.2.2012
"Ich sehnte mich nach einer Verwendung für die Front". Paul von Lettow-Vorbeck in Afrika und Hamburg
ein Vortrag von Claus Kristen,
Braunschweig Postkolonial
Freitag, 24.2.2012, 18 Uhr in Ahrensburg
mehr > (pdf 1,4 MB)

2.2.2012
Noch weißer
"Pralinen statt Winterblues - Hier gibt's die süßen Kleinen" - ein mehrdeutiger Titel der Morgenpost für einen Zeitungsartikel über "Hamburgs Trüffelparadiese". Abgebildet wird eine weiße Chocolatière mit einem schokoladigen 'Kammermohr' in Kleinkindesgröße. Zahlreiche Vorbilder für dieses Bildgenre finden sich in der barocken Porträtmalerei, in der sich weiße Adlige mit Schwarzen DienerInnen abbilden ließen. Mit weißer Perücke und weiß gepudertem Gesicht kontrastierten die fürstlichen SklavenhalterInnen ihr Weißsein und damit ihre vermeintliche Überlegenheit, während die AfrikanerInnen häufig als Kinder in orientalisierenden Phantasiekostümen dargestellt wurden, samt silbernem Halsring als Chiffre für ihr Sklavendasein. Der rassistische Topos des Schwarzen 'Orientalen' als 'Ewiger Diener' weißer Herrschaften wurde seit den ersten Kontakten der Europäer zu den nordafrikanischen Völkern hierzulande konstruiert. Noch heute wird er in der Werbung für Luxusprodukte aus Rohstoffen aus Afrika wie Kaffee und Kakao unreflektiert herangezogen, zudem für allerlei barockisierende Interieurs oder Wohnaccessories im 'Kolonialstil'.

9.1.2012
Museale Schattenwelten
Das Museum für Völkerkunde in Hamburg zeigt die Ausstellung 'Afrikaner in Hamburg', wobei es eigentlich "nur das Positive in den Vordergrund" stellen wolle. Doch mit zahlreichen Exponaten und Tafeltexten reproduziert die Ausstellung selbst Negativbilder und Stereotype. So verfehlt sie ihr selbsterklärtes Ziel, "Begegnung mit kultureller Vielfalt" zu inszenieren.
Museum für Völkerkunde Hamburg (noch bis 15.1.2012)

15.12.2011
Polizeieinsatz gegen postkoloniale Kunstperformance in der Lettow-Vorbeck-Kaserne 
Die Begehung Kasernenechos: Widerstand und Widerhall, die am 9.12.2011 anlässlich des 50. Jahrestags der Unabhängigkeit Tansanias in Hamburg-Jenfeld stattfand, wurde durch ein größeres Polizeiaufgebot abgebrochen. Die gleich mit mehreren Fahrzeugen anrückende Polizei drohte den Veranstaltern eine Strafanzeige weger 'unangemeldeter Demonstration' und Hausfriedensbruch an. Seit 2010 ist Hamburg ist Partnerstadt Dar es Salaams, der größten Stadt Tansanias.
Pressemitteilung (pdf 3 MB)
Artikel im Jenfelder Wochenblatt Tansania-Park. Die Diskussion um die umstrittenen Kolonial-Steinskulpturen geht weiter (pdf 1,8 MB)
'Tansania-Park'
Proteste
ZEIT-Artikel Eine deutsche Hölle

27.8.2011
In diesem Herbst läuft der zehnjährige Vertrag des Bezirksamts Hamburg-Wandsbek mit dem Betreiber des sog. 'Tansania-Parks', dem Kulturkreis Jenfeld, aus. Nun diskutiert man in Wandsbek, wie zukünftig mit den Kolonialdenkmälern aus der nationalsozialistischen Zeit umzugehen sei. Während der neue SPD-Bezirksamtsleiter Wandsbek, Thomas Ritzenhoff, den Abbau und die Einlagerung der sog. 'Askarireliefs' (eigentlich 'Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal') offenbar befürwortet, erheben sich erneut Stimmen, die die historische Einmaligkeit des Denkmalensembles hervorheben, so auch das Denkmalschutzamt. Mitglieder der AG Hamburg Postkolonial und ExpertInnen bundesweit üben seit zehn Jahren Kritik am bisherigen 'Tansania-Park'. Sie haben konkrete Vorschläge für eine kolonialkritische Auseinandersetzung mit den Denkmälern unterbreitet. So wurden u.a. eine postkoloniale Gedenkstätte, eine permanente Ausstellung in einem der Kasernengebäude, eine Geschichtswerkstatt, ein Ort für postkoloniale Jugend- und Schularbeit vorgeschlagen, die die notwendige Reflektion über die geteilte Geschichte zwischen den neuen Städtepartnern Dar es Salaam und Hamburg fördern und diese mit interessanten Kulturprojekten bereichern können. Es kann ja nicht sein, dass sich Hamburg immerzu ihrer Kolonialgeschichte entledigt und die ehernen Zeugen der Zeit im Keller verschwinden lässt.
mehr > 'Tansania-Park' und Proteste

26.8.2011
Der Historiker Joachim Zeller berichtet über die neue Informationsstele zu den Taku-, Iltis- und Lansstraßen im Berliner Stadtteil Dahlem (am Ende des Seitentextes). Diese Straßennamen stehen in Verbindung zum "Chinafeldzug" der deutschen Kolonialtruppen 1900/01.

25.11.2010
Vorweihnachtliche Buchneuerscheinung: Michael Pommerenings 'Wandsbek. Ein historischer Rundgang'
Heimatkundliche Krokodilstränen
Die Schimmelmann-Büste haben öffentliche Proteste vom Sockel geholt. Mit leicht blessiertem Stolz feiert indes Wandsbek den Sklavenhändler unbeirrt weiter, ob in Buchform oder auf rosaroten Tafeln im öffentlichen Raum. Tatkräftige Unterstützung bekommt die fragwürdige Erinnerungskultur wie gewohnt vom Rathaus Wandsbek.

28.6.2010
Gedenkkultur auf Irrwegen 2
Der Rechtsanwalt und Wandsbeker Heimatkundler Michael Pommerening ist mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) geehrt worden. Aus seiner Feder stammte die von Vielen als Geschichtsklitterung kritisierte Gedenktafel für die ehrende Büste des Sklavenhändlers Schimmelmann am Wandsbek-Markt.

Am 27. Februar 2010 fand in Berlin-Kreuzberg die Umbenennung des "Gröbenufers" in "May-Ayim-Ufer" statt. Der Berliner Historiker Joachim Zeller berichtet (am Ende des Seitentextes)

26.2.2010
Heute vor 125 Jahren ging die Berliner Afrika-Konferenz zu Ende, zur der Bismarck eingeladen hatte und bei der der afrikanische Kontinent unter den europäischen Grossmächten aufgeteilt wurde. AfrikanerInnen waren nicht eingeladen.
Nun hat sich ein breites Bündnis von über 70 Initiativen in Berlin zu der Kampagne 125 Jahre Berliner Afrika-Konferenz: erinnern - aufarbeiten - wiedergutmachen zusammengefunden und setzt sich bundesweit für einen grundlegenden Wandel im Umgang mit der deutschen Kolonialvergangenheit und für die Wiedergutmachung kolonialen Unrechts ein. Zum Abschluss wird am Samstag, den 27. Februar 2010 ein Gedenkmarsch für die Opfer des Kolonialismus und Rassismus stattfinden. Es findet ein Festakt statt zur Umbenennung des kolonialen Straßennamens Gröbenufer zu Mayi-Ayim-Ufer - nach der afrodeutschen Aktivistin und Dichterin.
 
www.berliner-afrika-konferenz.de
 
Gedenkmarsch und Festakt Straßenumbenennung:
www.berliner-afrika-konferenz.de/index.php
 
Christian Kopp: "Mission Moriaen" ­ Otto Friedrich von der Gröben und der brandenburgisch-preußische Sklavenhandel (pdf 650 KB)

22.1.2010
Das Afrikanische Jahr 1960 | 2010
Vor 50 Jahren erlangten 17 afrikanische Staaten ihre Unabhängigkeit von den Kolonialmächten. Im Afrikanischen Jahr 2010 wird der heutige Umgang mit den vielen kolonialen Zeichen im öffentlichen Raum in Deutschland hinterfragt. Während in den afrikanischen Ländern die nach Kolonialakteuren benannten Straßennamen nach der Unabhängigkeit umbenannt wurden, sind solche Initiativen in den deutschen und europäischen Metropolen bisher die Ausnahme.
 
Dekolonisation Afrikas | Afrikanisches Jahr
de.wikipedia.org/wiki/Dekolonisation_Afrikas
 
Übersicht über europäische Initiativen zur Umbenennung kolonialer Straßennamen
 
Die Deutsche Welle berichtet über einen Rundgang durch das Afrikanische Viertel in Berlin.
www.dw-world.de/dw/article/0,,5097933,00.html

15.1.2010
Hier schlägt das koloniale Herz der 'HafenCity'
Ein Spaziergang durch Hamburgs neuen Stadtteil
 
Die neuen Plätze in der 'HafenCity' wurden nach Welteroberern benannt. Jetzt sollen im 'Überseequartier' die Gebäude Namen ehemaliger Kolonien und einst besonders gewinnbringender Kolonialwaren tragen. Firmiert die 'HafenCity' jetzt als überdimensionaler Kolonialkrämerladen?

15.1.2010
Hagenbecks 'Völkerschauen':
Vor 129 Jahren wurde eine Gruppe Indigener aus Chile vom Hamburger Zoodirektor Carl Hagenbeck verschleppt und in Europa wie Tiere ausgestellt. Jetzt kehrten ihre menschlichen Überreste zurück.
 
Der Tierparkbesitzer Hagenbeck erfand die 'Völkerschauen' - ein exotisierend-theatralischer Mix aus klischeehaft nachempfundenen Handwerks-, Tanz- und Kampfszenen in Bühnenbildern - und hatte damit international durchschlagenden Erfolg. Die Menschen, die seine Schergen auf anderen Kontinenten verschleppten oder mit falschen Versprechungen nach Hamburg lockten, wurden wie Tiere in Käfigen oder auf der Bühne vom Publikum begafft und bedrängt.
 
Eine seiner 'Exotenschauen' reiste sieben Monate durch Europa: Hamburg, Berlin, München, Leipzig, Stuttgart, Nürnberg. In Paris lockte das rassistische Spektakel eine halbe Million bezahlende Neugierige. 'Wissenschaftler' meldeten überall Interesse an, die Fremden zu studieren: Sprache, Kultur, Schädelform; sie wurden photographiert ebenso wie vermessen, auch für geplante posthume Entnahme von Körperteilen.
 
Auf dem Weg nach Zürich starben binnen weniger Tage fünf Personen der Gruppe der 'Feuerländer' an den Veranstaltungsstrapazen, an Lungenentzündung, Masern und anderen Krankheiten. Zynischer Kommentar der Lokalzeitung 'Limmat' am 21.02.1882: "Bereits ist einer von der Truppe gestorben. Selbstverständlich finden die Vorstellungen doch statt, da ein solcher Fall keinen Anlass zu besonders großer Trauer gibt."1)
 
Des Zoodirektors Opfer gehörten den indigenen Völkern der Kawesqar|Alakalufen sowie Yahgan an; nur noch wenige von ihnen leben heute noch in Südchile. Die Invasion der Abenteurer, Walfänger, Seehundjäger, Pelzverkäufer, Landräuber und Menschenhändler hat sie dahin gerafft.
 
Einige Monate zuvor hatte Hagenbecks Mitarbeiter Johan Adrian Jacobsen schon den Tod von acht nordamerikanischen Inuit aus Labrador leichtfertig in Kauf genommen: die dringend empfohlene Pockenimpfung wurde schlichtweg 'vergessen'.2)
 
Neben den vielen Schaulustigen gab es aber auch Kritiker:
 
Magdeburger Zeitung 20.11.1880: "Für unser Empfinden hat dies Menschenausstellungsgeschäft an sich etwas außerordentlich Abstoßendes. Allein diese Menschenkinder, diese Ebenbilder Gottes, wenn's erlaubt ist, zu sagen, so mitten hinein in die zoologischen Gärten als Ausstellungsobjekte zu bringen, das scheint uns der Anthropologie, das scheint uns der Wissenschaft und der Lehre vom Menschen und seinem eigentlichen Wesen ganz und gar nicht zu entsprechen."
 
Der Anthropologe Franz Boas im Berliner Tageblatt 25.01.1886: "Wohl mag dem Menschenfreunde ein Bedenken an der Zulässigkeit solcher Schaustellungen aufsteigen, wenn er den armseligen Australier oder den kräftigen Eskimo unter dem Einfluss des fremden Klimas dahinsiechen sieht."
 
Das einträgliche Geschäft mit Menschen ließ sich Hagenbeck jedoch nicht nehmen: noch 58 'Völkerschauen' mit ca. 400 Mitwirkenden wurden bis 1931 präsentiert.
 
Den langen Weg der Ureinwohner von Südchile über Hamburg nach Zürich haben nun der Filmemacher Hans Mülchi und der Historiker Christian Báez recherchiert. Dabei stießen sie im Anthropologischen Institut der Universität Zürich auf den traurigen Fund von fünf Kartonschachteln mit Knochen. Sie haben erreicht, dass die Skelettteile am 12.01.2010 repatriiert wurden. In Chile wurden die Gebeine mit einem Staatsakt würdevoll in Empfang genommen, und in den nächsten Tagen werden sie von den Nachfahren traditionell beerdigt. Staatspräsidentin Bachelet entschuldigte sich öffentlich dafür, dass Chile in jenen Tagen die Verschleppung von Indigenen ausdrücklich erlaubt hatte. Sie versprach, sich dafür einzusetzen, dass alle Knochen ihrer Landsleute zurück gebracht werden.
 
Weiterführende Links:
 
Die Reste des Menschenzoos
Süddeutsche Zeitung
www.sueddeutsche.de/panorama/702/499974/text
 
Die letzte Reise der Feuerländer
Zürcher Tagesanzeiger
www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Die-letzte-Reise-der-Feuerlaender/story/22184450
 
Chile Repatriates Remains of Captured Indigenous Group: Skeletons Flown To Santiago
Santiago Times
www.santiagotimes.cl
 
Calafate Zoólogicos Humanos von Hans Mülchi
Film (Spanisch)
www.youtube.com/watch?v=w4kBFAhc0OE
 
Tod in Europa
www.geo.de/GEO/mensch/54072.html
 
Abraham's Diary
Radiosendung der CBC Canadian Broadcasting Corporation vom Dezember 2009
www.batteryradio.com/Pages/Abraham.html
 
Jenseits von Afrika. Die neuen Völkerschauen
Kritik der heutigen 'Ethno-Shows'; Stimmen der ArtistInnen, der Presse, des Publikums und der Veranstalter
www.hinterland-magazin.de/pdf/08-50.pdf
 
Literatur:
 
1) Rea Brändle: Wildfremd, hautnah. Völkerschauen und Schauplätze Zürich 1880-1960. Bilder und Geschichten, Zürich: Rotpunktverlag 1995.
 
2) Abraham Ulrikab im Zoo, Hg. Hartmut Lutz, Kathrin Grollmuß und Greifswalder Studierenden, vdL: Verlag 2007. Das Tagebuch des 1881 während der Hagenbeck-'Völkerschau' in Paris verstorbenen Inuk Abraham Ulrikab
 

17.12.2009
Hände abgehackt
Heute vor 100 Jahren starb Belgiens König Leopold II. In seiner Privatkolonie Kongo errichtete er ein Terrorregime, das seinesgleichen sucht.
Auch der 'Afrika-Forscher' Hermann von Wißmann war für Leopold unterwegs: er kartierte Bodenschätze und Wasserwege für Dampfschifffahrt, er sammelte gezielt Wissen über Völker und Bräuche, gründete militärische Stützpunkte und raubte kulturelle Güter für des Königs Sammlung.
Im 'Kongo-Freistaat' überfielen Leopolds Schergen ganze Dörfer und zwangen die Kolonisierten zum Kautschuksammeln. Wer nicht genug Kautschuk einbrachte, dem wurde die Hand abgehackt. Schätzungsweise 10 Millionen Kongolesen - die Hälfte der Bevölkerung - wurden getötet, unzählige gefoltert und verstümmelt.
Ein Streifzug durch belgische Städte heute:
- Antwerpen/Handwerfen: Wo man hinschaut in der
Altstadt, sind Handsymbole allgegenwärtig.
- Brüssel: eine Demonstration mit Transparenten, die Schriften tragen wie "Wir sind die Nachkommen
derjenigen, denen die Hände abgehackt wurden."
- Ostende: Aus Protest gegen die rückwärtsgewandte Erinnerungskultur wurde am Leopold-Denkmal die Bronzehand einer kongolesischen Sockelfigur abgesägt.

30.10. - 1.11.09

Wochenend-Workshop
Echos unter der Weltkuppel
Eine unerhörte Sound-Erkundung
am und im Uni-Hauptgebäude
dem ehemaligen Kolonialinstitut
mit
Jokinen, Künstlerin
Gordon Uhlmann, Historiker
im Rahmen von
Die Stadt hören
acht Stadtexpeditionen vom FSKolleg
des Radiosenders FSK Freies Sender Kombinat Hamburg

Eine neue Form des Internetradios macht eine akustisch kartierte Stadt möglich. Echos unter der Weltkuppel zu hören: aporee.org/maps/work/projects.php?project=echos
 
Echos unter der Weltkuppel:
Dokumentation in Text und Bild

Künstlerkatalog Kumasi Crossroads - global kiosk affairs jetzt online

Im Juli|August 2009 kamen Kunstschaffende aus vier Kontinenten zu einem internationalen Symposium in Kumasi in Ghana zusammen: Tapping Local Resources for Sustainable Education through Art. Die Organisation lag in den Händen des Art Department der Kwame Nkrumah University of Science and Technology KNUST in Verbindung mit der African Community of Art Educators AFRICOAE und der University of Oklahoma. Das Symposium war Ausgangspunkt für einen intensiven künstlerischen Arbeitsprozess, der das Globale im Lokalen vielgestaltig untersucht. Als Ergebnis präsentierten die Künstlerinnen und Künstler ihre beteiligenden, transkulturellen Interventionen und works in progress in der Ausstellung Kumasi Crossroads - global kiosk affairs im KNUST Museum in Kumasi.
 
- Kumasi Crossroads Künstlerkatalog hochauflösendes Download (pdf 17 MB; begleitende Texte in Englisch) Zum Herunterladen mit der rechten Maustaste auf den Link klicken und im Fenster die Download-Funktion wählen.
 
- Kumasi Crossroads Künstlerkatalog
kleinere Browser-Version zur schnellen Ansicht
(pdf 2 MB; begleitende Texte in Englisch)

10.2.09
Veranstaltungsreihe
Schimmelmann > pp.
Hamburg entfernt ein Kolonialdenkmal

Der Reader zum Downloaden (pdf 4,3 MB)

aus dem Inhalt:
- Dr. Joachim Zeller: Dekolonisation des öffentlichen Raumes. (Post-)Koloniale Erinnerungskultur in Deutschland
- Gordon Uhlmann: Die Gegenwart des Kolonialen im Stadtraum. Eine Spurenlese und Mythenbeschau in Wandsbek
- Jokinen: Kunst und koloniale Erfahrung. Bilder entlang der transatlantischen Sklavenroute
- Gordon Uhlmann: Menschenfracht auf der Mittelpassage. Lesung aus historischen Quellen und literarischen Texten
- Dr. Angela Brüning: Erinnerungen an die Sklaverei in karibischer und nordamerikanischer Literatur
- Christiane Wehr: Einkauf_Denkmal. Rundgänge der Offenen Kartierung im Rahmen von wandsbektransformance - die Gegenwart des Kolonialen
- Jokinen: Wohin mit Wissmann, Woermann, Schimmelmann? park postkolonial - Raum für Wahrnehmung und Debatte
 
Kurzfilme:
- Skrollan Alwert:
Ein ehrendes Denkmal für einen Sklavenhändler?
"Das Denkmal muss weg"
wandsbektransformance. Ein Kunstprojekt
Nachtrag
- Doro Carl: Die Kunstrechnungsliebende Sozietät
- Marcos Romao: Reißt das ab!

Öffentliche Diskussion über das Konzept park postkolonial für die Harburger Schlossinsel

Das Bezirksamt Hamburg-Harburg lud am 2.12.08 die Öffentlichkeit zur Diskussion ein über die mögliche Realisierung des Projekts park postkolonial auf der Harburger Schlossinsel. Die Künstlerin Jokinen stellte das Konzept vor, und der Historiker Gordon Uhlmann gab einen Überblick über die zahlreichen kolonialen Spuren in Harburg.

Konzept park postkolonial von Jokinen

Konzept der Initiativgruppe park postkolonial für die Harburger Schlossinsel

Palmöl, Kopra, Kautschuk: Koloniale Spuren in Harburg von Gordon Uhlmann

Die GAL Hamburg gibt die Aufsatzsammlung 'Hamburg und Kolonialismus. Kolonialspuren und Gedenkkultur im Selbstverständnis der Handelsstadt' heraus. 31.8.07

pdf-Download (3,9 MB) unter

www.wandsbektransformance.de/aktuelles.html

"Diskurs postkolonial" (pdf-Download 2,3 MB)

eine gut recherchierte Schülerzeitung zum Umgang mit der Kolonialgeschichte, entstanden im Leistungskurs Geschichte des Heisenberg Gymnasiums in Hamburg-Harburg. 21.6.06

Pressespiegel

afrika-hamburg.de

aktualisiert 6.2.06

 

afrika-hamburg.de postkoloniale Stadtrundgänge

 
 

Hamburger Bismarck-Denkmal: Ein Gestaltungsvorschlag für ein beteiligungsorientiertes Gegendenkmal ­ ZUTEXTEN. Anschlag einer resilienten Welt, dazu der Erläuterungstext
 

Erster Schritt zur Umbenennung von drei kolonial belasteten Straßennamen in Hamburg-Nord ist getan.
 

In der Ausstellung SPEAKING BACK. Decolonizing Nordic Narratives im Kunsthaus Hamburg zeigen Annika Dahlsten & Markku Laakso ihre Videoinstallation "Campfire in a Zoo".
 

Ein dekolonialer Blick auf das Blücher-Denkmal in Altona

Das Blücher-Denkmal am Altonaer Rathaus. Historiker:innen kritisieren die Erinnerungspolitik des Kulturausschusses in Hamburg-Altona.

Wissmann wir kommen, Masterarbeit von Klara Niemann

im Kurort Bad Lauterberg im Harz wird Hermann Wissmann immer noch vielfach gewürdigt. Das bundesweite Decolonize-Bündnis fordert, das kolonialapologetische Gedenken zu stoppen.
 

STAND UND FALL. Das Wissmann-Denkmal zwischen kolonialer Weihestätte und postkolonialer Dekonstruktion, 2022
 

"Symbolfigur für alle Zugewanderten"? Vor sieben Monaten beschloss der Regionalausschuss die Umbenennung des Emily-Ruete-Platzes. Warum hängen die alten Straßenschilder immer noch? (Photo: Klaus Neumann)
 

Die Bautafel für die Sanierung des Hamburger Bismarck-Denkmals am 11.6.2020 mit der Aufschrift "Black Lives Matter" (Photo: Dirk Lau)
 

27.12.2018 Das bundesweite Netzwerktreffen im November in Berlin, Verabschiedung der Erklärung zur Dekolonisierung der Erinnerungskultur
 

4.7.2018 Ausstellung Unser Afrika im Rathaus Hamburg; Ausstellungsrezension Model vor düsterer Landschaft
 

13.5.2017 SANKOFA - ALTONA IN DER KARIBIK
Veranstaltungsreihe
 

17.3.2017 In einer symbolischen Aktion benannte die Black Community Hamburg die Wissmannstraße in Julius-Nyerere-Straße um. Julius Nyerere führte als erster Präsident Tansanias das Land in die Unabhängigkeit vom Kolonialismus. Hamburg steht in besonderer Pflicht, die Wissmannstraße zügig umzubenennen, weil die Stadt Dar es Salaam in Tansania Hamburgs neueste Partnerstadt ist.
 

27.7.15 20 Jahre unkommentiert? Der lange Weg zum angemessenen Umgang mit den NS-Kolonialdenkmälern in Hamburg-Jenfeld
 

12.6.15 Ein Schüler an der Stadtteilschule Eidelstedt zeigt eine Performance im Kunstprojekt Verlorene Körper im Rahmen des Programms 'Kulturagenten für kreative Schulen'
 

10.6.15 Warum steht das allergrößte Denkmal für den preußischen Reichskanzler ausgerechnet in Hamburg? Auf dieser Zeichnung begrüßt Bismarck eine Delegation der Hamburger Koloniahandelsherren; einige von ihnen waren häufig zu Gast in seinem Haus im Sachsenwald. Der Originalbilduntertitel bringt es auf den Punkt: "Wenn wichtige politische Fragen den Überseehandel betrafen, konsultierte Reichskanzler Otto von Bismarck die Hamburger Kaufmannschaft". Die dritte Person v.r.: Adolph Woermann, einflussreicher Kaufmann, Reeder, Schnapshändler, Begründer der damaligen Kolonie Kamerun und Bismarcks Berater auf der Berliner 'Afrika-Konferenz', bei der der Kontinent wie ein Kuchen unter den Westmächten aufgeteilt wurde ('Scramble for Africa'). Als Symbol für die Wehrhaftigkeit des Kolonialhandels ist hinter dem Reichskanzler ein Soldat abgebildet, der ein Schwert hochhält. Kam es zu antikolonialen Aufständen, schickte Bismarck Truppen nach Afrika, um die Handelsinteressen der Kaufleute zu verteidigen. Für den Transport von Soldaten und Waffen ab Hafen Hamburg verlangte Woermann überhöhte Frachtkosten - und das Deutsche Reich zahlte. (Zeichnung aus: 'Wagnis Westafrika')
 

29.4.15 Kolonialschick sells: Kleinreliefs von vermeintlich glücklichen Kaffeepflückerinnen zieren die bronzene Bohnenskulptur der Neumann Kaffee Gruppe auf dem 'Coffee Plaza' in Hamburgs HafenCity, Mit Hilfe der Armee enteignete das Unternehmen das Farmland von 2000 Kleinbauern in Uganda.
 

14.2.2015 Bildmontage "Mein Schiff" (Lampedusa)
 

24.10.14 Lampedusa gedenkt der Bootshavarie vor einem Jahr
 

 
 

Sonntag, 24.8.14 um 14 Uhr postkolonialer Stadtrundgang
"... aus Baltimore Toback, aus Surinam Kaffee, aus Afrika Gummi". Auf Altonas kolonialen Spuren
 

9.7.2014 Die Black Community Hamburg hat wiederholt gegen die städtische Erinnerungskultur protestiert.
(Photo: HMJokinen 2007)
Pressemitteilung "Fehlstart in der Erinnerungskultur"
 

19.4.2014
Die Charta von Lampedusa
The Charter of Lampedusa
La Charte de Lampedusa
 

10.4.2014 Nuri von der Goethe Schule Harburg bei der Performance zur Kolonialware Indigo, ein Farbstoff für blaue Textilien aus Blüten, die von den Versklavten auf den karibischen Plantagen gepflückt wurden. Die Manufaktur Bornemann - das Fachwerkhaus steht noch immer in der Schlossstraße 13 - importierte Indigo nach Harburg. Eine Kattunbleicherei in der Nähe des Harburger Schlosses lieferte die gewebte Baumwolle, die als Rohstoff von den Amerikas kam.
 

2.4.2014 Die bis heute unkommentierte Büste für den 'Völker- und Rassekundler' Georg Thilenius in der Aula des Völkerkundemuseums
 

29.1.14 Im Stadtteilprojekt Altona macht auf und im Begleitprogramm von freedom roads! las Jessica Köster aus "Samson Didos Tagebuch" (Photo: Anne Wendt)
 

1.12.13 Wanderausstellung freedom roads!
 

12.8.13 Schulprojekt 'Weiße Flecken der Erinnerung'

8.6.13 Die Demonstration 'Lampedusa in Hamburg'

30.1.13 Warum steht in Hamburg das größte aller Bismarck-Denkmäler? Was steckt dahinter? Wer steckt darunter?
 

25.11.12 Koloniale Straßen in Wandsbek
 

25.11.12 "Schöner Einkaufen in Hamburg": in einer Broschüre empfiehlt Hamburg Tourismus GmbH auf der "Shopping-Tour 1" den Wochenmarkt auf dem Burchardtplatz. Um den eher unscheinbaren Markt exotisierend zu highlighten, fiel dem Bezirksamt-Mitte wohl nichts Besseres ein, als ihn kurzerhand zum "Kolonialwarenmarkt" umzubenennen. Angeboten werden warmer Leberkäse und "Hanse-Hänchen", Nordseekrabbensalat und Dithmarcher Frühstück. An vielen Orten der Stadt feiert sich Hamburg als Kolonialmetropole ungebrochen weiter.
 

16.9.12 Die Schimmelmann-Stele auf Seeland, Dänemark. Die zwei Füllhörner symbolisieren den kaufmännischen Gewinn, den Schimmelmann aus dem Menschenhandel erzielte. Der Merkurstab in der Mitte weist auf den wohlwollenden Gott der Kaufmänner und Diebe.
(Photo: public domain Wikipedia commons)
 

9.8.12 International Conference 'Structures and Processes of Commemorating Cruelties in Academe and History Teaching. The commemoration of the Transatlantic Slave Trade and of the National Socialist Crimes in Comparison'
 

1904-1908 in der Kolonie 'Deutsch-Südwestafrika' (heute Namibia): die deutsche 'Schutztruppe' verübt unter dem Kommando des Generals Lothar von Trotha einen Völkermord an den Herero und Nama. Im Februar 2012 gab nun die deutsche Regierung menschliche Schädel zurück, die damals zu angeblich 'wissenschaftlichen' Zwecken nach Deutschland gebracht worden waren. Während aktuell alle drei Oppositionsparteien im Bundestag auf eine offizielle Entschuldigung drängen (die Anträge wurden gerade von der Bundesregierung abgelehnt), darf am 'Kleinen Exezierplatz' auf dem Jenfelder Kasernengelände weiterhin ganz unkommentiert ein ehrendes Porträt des Völkermörders Trotha hängen. Der 'Kleine Exerzierplatz' ist unverständlicherweise nicht Bestandtteil des bezirklichen Erinnerungskonzepts. Wie mit den sieben Fassadenreliefs der Kolonialoffiziere - darunter auch ein 'Wißmann-Haus' mit Porträt - umgegangen werden soll, ist noch nach zehn Jahren Debatte nach wie vor ungewiss.
 

6.4.12 Heinrich Carl Ambach, ein sog. 'Kammermohr', abgebildet mit dem Wandsbeker Sklavenhändler Heinrich Carl Schimmelmann (Gemälde Lorens Lönberg, 1773). Attribute Schimmelmanns: die Büste des dänischen Königs, das Porträt seiner Frau Caroline Tugendreich, blaß gepudertes Gesicht, auf seiner Brust die Schärpe des dänischen Elephantenordens, zu seinen Füßen Kaufmannskontrakte und ein Globus. Attribute Heinrich Carl Ambachs: ein Kordel, der ihn in einen getrennten Raum verweist, ein orientalisierendes Phantasiekostüm, das ihn zum 'Luxusobjekt' Schimmelmanns degradiert und ein silberner Halsring als eine weitere Chiffre seines Sklavendaseins. Selbst den Vornamen des Sklavenhalters war er gezwungen zu tragen. Wo im Stadtteil sind die biographischen Spuren derjenigen zu finden, die Schimmelmann zu seinen Sklaven machte? Wo werden sie erinnert?
 

6.4.12 AWAY IS A PLACE - public art workshop
 

13.2.12 'Sülzeunruhen' 1919: den Aufstand der Hamburger Bevölkerung gegen 'Gammelfleisch' schlug der vormalige Kolonialkrieger in Ostafrika und spätere Kapp-Putschist Lettow-Vorbeck mit seiner Freikorpstruppe nieder,

 

2.2.12 Konstruiertes und kontrastiertes Weißsein: Dame mit 'Kammermohr' aus Schokolade

 

9.1.12 Ausstellung "Afrikaner in Hamburg" im Völkerkundemuseum: Kolonial-rassistische Exponate ohne Kontextualisierung
 

15.12.11 Die Performance Kasernenechos: Widerstand und Widerhall und der Polizeieinsatz (Photo: Stilla Seis)
 

27.8.11 Am Tor des sog. 'Tansania-Parks' auf dem ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kasernengelände wird vom Kulturkreis Jenfeld angekündigt, dass 2007/2008 Winterpause für Begehungen und Kranzniederlegungen eingelegt wird. Sonst dürfen Kolonialapologeten ungestört ihre ehrenden Gedenkveranstaltungen am nationalsozialistischen 'Schutztruppen-Ehrenmal' halten. Damit führen sie die koloniale 'Traditionspflege' fort, die schon die Bundeswehr vor Ort nahtlos übernommen hatte.

25.11.2010 Die Black Community Hamburg protestierte wiederholt vor der Schimmelmann-Büste.

 

Die Gedenktafel zur Schimmelmann-Büste: aus Protest wurde versucht, das Wort 'Sklaven' weg zu kratzen.
 

26.2.10 Die von Otto Friedrich von der Gröben im Auftrag des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm gegründete Sklavenfestung 'Großfriedrichsburg' im heutigen Princess Town an der Südküste Ghanas, hier als Kleinmodell im Goethe-Institut in Accra.

 

22.1.2010 Demonstration zum Kampagnenauftakt 125 Jahre Berliner Afrika-Konferenz 15.11.2009
(Foto: Berlin Postkolonial)
 

15.1.10 Das koloniale Herz der Hafencity schlägt nicht nur auf dem Vasco da Gama Platz.
 

15.1.2010 Photo mit der schlichten Bildlegende 'Feuerländer-Familie' aus dem Buch Carl Hagenbecks 'Von Tieren und Menschen' (1908). In Wirklichkeit sind es die Kawésqar auf Hagenbecks 'Völkerschau'-Tournee; die Aufnahme entstand im September 1881 im Pariser Zoo. Der Hamburger Zoodirektor schildert enthusiastisch, wie 'seine' "Eskimos" und "Feuerländer" angeblich "reichlich beschenkt" wieder nach Hause geschickt wurden. Über den Tod der als 'Schaustücke' ausgestellten und gequälten Menschen verliert der Impresario kein Wort.

 

15.1.2010 Die Kawesqar 1881 in Hagenbecks Tierpark, Hamburg-Stellingen; Hagenbeck nannte sie 'Grethe', 'Henry', 'Lise', 'Piskouna' und 'Capitán'.
 

15.1.2010 Dieses Porträt (hier unkenntlich gemacht) wurde in Hagenbecks Buch einfach nur mit 'Patagonier' untertitelt. Es hat den Tierparkbetreiber offensichtlich nicht sonderlich interessiert, wer die zur Schau gestellten Menschen wirklich waren und welchen Völkern sie spezifisch angehörten. Häufig wurden die verschleppten Kawesqar, Yahgan, Tehuelches, Selk‘nam und Mapuches getauft, und ihnen wurden christliche - z.T. auch spöttische - Vornamen gegeben. Im Zoo sollten die Getauften der sichtbare Beweis dafür sein, welchen angeblich positiven Einfluss die westliche 'Zivilisation' hatte. Im Gehege wurden ihnen zum Vergleich nichtchristianisierte 'Heiden', die ihre traditionellen Riten aufführen sollten, gegenüber gestellt.

 

17.12.09 Antwerpen: den Kakao, aus dem die weltberühmten Chocolatiers helle und dunkle Schokohändchen formen, importiert Belgien auch aus seiner einstigen Kolonie, dem Kongo.
 

30.10.-1.11.09 Echos unter der Weltkuppel: Sound-Erzeugung im Hauptgebäude der Hamburger Universität, mit der Flüstertüte im Großen Hörsaal. (Photo: Stilla Seis)
 

30.10.-1.11.09 Echos unter der Weltkuppel: Wie klingt die Büste des Gründers des Kolonialinstituts Werner von Melle - mit einem Kokoskochlöffel abgeklopft? (Photo: Stilla Seis)
 

Juli|August 2009 Kumasi Crossroads: Ausstellungsansicht auf Sankofa Space, die nach Chancen postkolonialer, transkultureller Erinnerung fragt. Die Installation wurde von Jokinen und Gordon Uhlmann initiiert und zusammen mit den TeilnehmerInnen des Symposiums realisiert.
 

Juli|August 2009 Kumasi Crossroads: Re-Painting the Red von Rex Akinruntan, Kojo Apori, Ralitsa Diana Debrah und Charlie Michaels war eine Intervention im öffentlichen Raum, die die allgegenwärtigen Brandings von internationalen Konzernen in Ghana kritisch aufgreift und verändert. Die Arbeit wurde in Form einer Installation in der Ausstellung Kumasi Crossroads - global kiosk affairs dokumentiert.
 

10.2.09 Der Reader Schimmelmann > pp. Hamburg entfernt ein Kolonialdenkmal (Download pdf 4,3 MB)

 

 

 

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