Als angeblichen 'Beitrag zur Völkerverständigung' hat in 2003 der Kulturkreis Jenfeld ein kolonialrevisionistisches Denkmal aus der NS-Zeit restaurieren und wiedererrichten lassen. Auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne (benannt nach jenem General und Oberbefehlshaber in 'Deutsch-Ostafrika') wurde in einem sog. 'Tansania-Park' neben einem kolonialen 'Schutztruppen-Ehrenmal' und in Nachbarschaft eines 'Trotha-Hauses' das 'Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal' (jetzt offensichtlich umbenannt in 'Askarireliefs') aufgestellt. Vor der Errichtung waren die Reliefs in der Sammlung Peter Tamm zwischengelagert gewesen. Die Baubehörde übernahm die Kosten für Denkmalrestaurierung und Parkgestaltung.

Die Terrakotta-Reliefs stellen fünf afrikanische Askarisoldaten und vier Träger im Dienste der deutschen Kolonialtruppen dar, geführt von einem deutschen Unteroffizier. Sie bringen sowohl kolonialrevisionistische als auch nationalsozialistische Auffassungen von 'Treue' und 'Gehorsam' der Schwarzen Soldaten zum weißen 'Führer' zum Ausdruck - einer der hartnäckigsten Mythen vom 'Kolonialidyll' und zugleich eine vermeintliche Legitimation, die Kolonien zurückzuerobern.

Geplant ist nun vom Kulturkreis Jenfeld, auch den tansanischen EXPO-Pavillon aus Hannover im Park aufzustellen und dort Projekte mit Hamburgs Partnerstadt Dar es Salaam vorzustellen. Damit würden in unzulässiger Weise der Name des heutigen, unabhängigen Staates Tansania und dessen Symbol in Verbindung mit kolonialverherrlichenden Insignien gebracht.

Um den 'Tansania-Park' ist seit 2003 in der Öffentlichkeit und den Medien eine kontroverse Diskussion entbrannt. Proteste begleiten das Projekt. Zahlreiche Menschen in dieser Stadt sind entschieden gegen die derzeitige Planung, die in mehrfacher Hinsicht ein Affront gegen tansanische StaatsbürgerInnen sowie hier lebende Afrodeutsche und MigrantInnen ist.

Die von der Stadt aufgestellten Infotafeln sind nicht in der Lage, den notwendigen Denkraum gegenüber den NS-Kolonialmonumenten zu öffnen. Ein Nutzungskonzept und eine Zielgruppenbeschreibung liegen nicht vor. Mit dem Argument, dass Finanzmittel für eine geschichtsdidaktische Parkgestaltung und -nutzung fehlten, wurden Alternativvorschläge gar nicht erst diskutiert.

Stadt und Bezirk sollten das Konzept überdenken, die Chance einer demokratischen Bürgerbeteiligung nutzen, einen Runden Tisch für alle Interessierten einrichten und die inhaltliche und räumliche Gestaltung des Areals öffentlich ausschreiben.

Bezirk und Stadtentwicklungsausschuss der Bürgerschaft planen nun im Rahmen des Senatsleitkonzeptes 'Wachsende Stadt' 'familiengerechtes Wohneigentum mit Flexibilität' auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne. Leider wird in der Politik nicht diskutiert, inwieweit das Kasernengelände denkmalgeschützt, erforscht, kommentiert und als Erinnerungsort zugänglich gemacht werden könnte. Wird hier, wie in der Hafencity, tabula rasa gemacht, verschwinden auch hier historische Strukturen, Bilder und Zeichen, anhand derer wir uns erinnern könnten?

Das Konzept Park Postkolonial schlägt vor, die Denkmäler zu erhalten und einen kritischen Lernort hier oder an einem anderen geeigneten Ort zu initiieren.

'Tansania-Park', Wilsonstraße 64-68 in Hamburg-Jenfeld

Besuch nur möglich über den Kulturkreis Jenfeld, der Schlüssel hat. Beim Bezirksamt nachfragen.

Mai 2005

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