Am 10.09.2006 wurde im Zentrum von Hamburg-Wandsbek die Büste für Heinrich Carl Schimmelmann vom Bezirksamtsleiter und von der Kultursenatorin eingeweiht. Viele Organisationen, NGOs und die Presse protestieren gegen die Ehrung des Sklavenhändlers.

In Wandsbek gibt es in Erinnerung an den Sklavenhändler eine Schimmelmannstraße, einen Schimmelmannstieg und eine Schimmelmannallee, zudem eine Schatzmeisterstraße, bezugnehmend auf seine Tätigkeit als 'Finanzminister' des dänischen Königs.

"Hübscher Neeger-Junge für die gnädige Frau Baronesse". Der aus Dresden stammende Schimmelmann galt als der bedeutendste Sklavenhändler des Dänischen Reichs. Auch belieferte er Adelshäuser mit 'Kammermohren'. Es galt als schick, sich mit exotisch anmutenden Leibeigenen zu 'zieren'. Hier hat sich Schimmelmann selbst abbilden lassen mit den 'Seinigen': einem schwarzen Diener und einem Portrait seiner Frau. Ihm zu Füßen die Weltkugel als Symbol für seine globalen Handelsbeziehungen.

Der Straßenname 'Kattunbleiche' in Wandsbek erinnert noch an einen Standort des Schimmelmannschen Textilimperiums. Die zu bleichende Baumwolle kam von den Plantagen auf den Karibik-Inseln, auf denen afrikanische Sklaven arbeiten mussten.

Als Zeichen des Protestes wurde die Schimmelmann-Büste in einen Müllsack verhüllt und mit Transparenten beklebt.

 

Die Denkmaltafel trägt den folgenden Text: "Heinrich Carl Schimmelmann wurde 1724 in Demmin/Vorpommern geboren. Er schuf als einfacher Bürgersohn früh die Grundlagen einer beachtlichen Karriere. Der Handel mit Zucker, Kaffee und Tabak, Heereslieferungen an Friedrich den Großen im Siebenjährigen Krieg und der Erwerb der Meißener Porzellanmanufaktur waren die Basis für seinen Reichtum. 1762 erwarb er das Gut Wandsbek. Schimmelmann ist nicht nur der Erbauer des Wandsbeker Schlosses (1778 eingeweiht, abgerissen 1861), sondern gilt auch als Begründer der wirtschaftlichen Stärke Wandsbeks. Unter seiner Gutsherrschaft blühte der Ort auf. Auch durch den so genannten Dreieckshandel (Kattun und Gewehre, Sklaven, Zuckerrohr und Baumwolle) zwischen Europa, Afrika und Amerika galt er als reichster Mann Europas. Er gab aber auch viel Geld für wohltätige Zwecke und sanierte als 'Schatzmeister' erfolgreich die dänischen Staatsfinanzen.Bei seinem frühen Tod 1782 hinterließ er seinen fünf Kindern ein Millionenvermögen. Sein Mausoleum - das bedeutendste klassizistische Bauwerk Nordeuropas - befindet sich gegenüber auf dem Historischen Friedhof."

Zu kritisieren an diesem Text ist, dass zynischerweise die afrikanischen Sklaven auf der Warenliste neben 'anderen' Kolonialgütern aufgeführt werden. Und dass unerwähnt bleibt, dass der wirtschaftliche Aufschwung Wandsbeks mit der Ausbeutung von Sklaven, Leibeigenen (auf dem Ahrensburger Gut) und Waisenkindern (in der Kattunfabrik) einher ging.

Auf den atlantischen Sklavenschiffen wurden die Gefangenen in 1,50 m hohen Laderäumen zusammengepfercht - viele starben schon während der Überfahrt. Historiker schätzen die Gesamtzahl der aus Afrika Verschleppten vom 16. bis 19. Jahrhundert auf 15 bis 20 Millionen. Schimmelmann ließ die in seinem Besitz befindlichen Sklaven mit seinem Initial 'S' mit Heißeisen auf der Brust brandmarken. Siehe auch 'Sklavenschiff', ein Gedicht von Heinrich Heine und 'Der Schwarze in der Zuckerplantage', ein Gedicht von Matthias Claudius, des "Wandsbecker Bothen". (Photo: Hinz, Patermann, Meier: 'Weiß auf Schwarz', 1986)

Am 25.09.06 demonstrierte die Black Community in Hamburg und mit ihr insgesamt 25 Organisationen gegen die koloniale Schimmelmann-Büste. Sie fordern den sofortigen Abriss des Denkmals und eine öffentliche Entschuldigung des Bezirksamts Wandsbek und der Stadt Hamburg. Die Grün-Alternative Liste und die SPD Wandsbek brachten am 12.10.06 einen Antrag zur Entfernung des Denkmals in die Bezirksversammlung; dieser scheiterte jedoch an der CDU-Mehrheit. Mehr Infos: www.black-hamburg.de

 

weiterführende Links:

- Mehr zur Person Schimmelmann auf dieser Website -> global players 1

- Aufruf zur Protestkundgebung der Black Community

- Aktuelle Artikel der Hamburger Morgenpost zum Thema hier.

- Bilder: die Schimmelmannbüste wurde mit roter Lackfarbe übergossen

- Aktuelle Artikel des Hamburger Abendblatts hier.

- Firma Schimmelmann und Sohn. Der dänische Sklavenhandel von Stefan Winkle, Presseartikel im Ärzteblatt online 10.12.03 (pdf 1.9 MB) (Website)

- Sklavenschiff, ein Gedicht von Heinrich Heine

- Der Schwarze auf der Zuckerplantage, ein Gedicht des Wandsbeker Dichters Matthias Claudius

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