Autor: Webmaster
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Der Kaufmann Justus Strandes aus Stade, der ab 1865 für Hansing & Co. auf Sansibar arbeitete und später Senator in Hamburg wurde, hat seine Memoiren niedergeschrieben, die jetzt von seinem Enkel entdeckt und veröffentlicht worden sind.
Als der damals 20-Jährige Strandes 1879 auf Sansibar eintraf, besaß das deutsche Reich noch keine Kolonie; als er die Insel nach zehn Jahren verließ, war Deutsch-Ostafrika zum größten Überseeterritorium des Kaiserreichs geworden.
Strandes geht hart ins Gericht mit seinen Landsleuten. Viele seien "zu Hause gescheiterte" Existenzen gewesen. Er kritisiert Carls Peters' Landenteignungsmethoden und dessen Ratschlag an Afrika-Reisende, "rechts und links alles niederzuschießen", wenn nötig.
"Der Elfenbeinhändler Abushiri Bin Salim rief 1888 zum Krieg gegen die Deutschen auf. 6000 gut ausgerüstete Afrikaner und Araber verwüsteten Plantagen und massakrierten Pflanzer. Während die Reichsregierung in Berlin die Rebellion als Aufstand muslimischer Sklavenhalter denunzierte, notierte Beobachter Strandes den wahren Grund: deutsche Willkürherrschaft. So hatten die Kolonisatoren etwa von allen Grundbesitzern einen Nachweis für die Rechtmäßigkeit ihres Eigentums verlangt - in einer Weltgegend ohne Kataster absurd.
Strandes-Sohn Günther, der das Manuskript geerbt hatte, kamen angesichts der kritischen Passagen des Vaters über den Nazi-Helden Peters, Bedenken, es zu veröffentlichen. Zu Recht, das Auswärtige Amt verbot 1939 die Publikation. Der Text kam ins Archiv, und dort hat ihn ein Enkel vor wenigen Jahren wiederentdeckt. So erreicht es heutige Leser wie eine Flaschenpost aus dem Kolonialismus."
Justus Strandes
Erinnerungen an Ostafrika 1865 - 1889
Verlag Hanseatischer Merkus, Hamburg;
304 Seiten;
19,80 Euro
http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,320365,00.html
28. September 2004
Spiegelheft 4/2004
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